Interview mit Regisseur HÜSEYIN TABAK

Auch im Umgang mit Konflikten – dass er sich lange nicht traut, etwas zu sagen, nur beobachtet und dann platzt es aus ihm heraus. Der Junge ist definitiv auf mich im Alter von zwölf zugeschrieben. Der Nachbar repräsentiert vielmehr mein Leben zwischen der europäischen und der türkischen Kultur, vom Charakter her jedoch ist es vielmehr Veysel, der mir nahekommt.

Wie haben Sie Ihren vielsprachigen Cast zusammengesetzt?

Hüseyin Tabak: Es gab zwei Rollen – den Nachbarn und den Vater – die ich von Beginn an auf
zwei bestimmte Darsteller zugeschrieben habe. Für die Rolle der Mutter ging es ganz schnell,
ich habe Lale Yavas gefragt, die schon in einigen türkischen Serien und Filmen mitgespielt hat,
ohne sie extra für diesen Film zu casten. Meine Frau kannte sie aus Serien und hat sie mir für
die Rolle empfohlen und ich habe sie dann aus reinem Bauchgefühl besetzt. Lehrerin,
Schuldirektor und die Anwältin waren auch Profis, alle anderen waren Laien. Schwierig war
die Besetzung des Jungen und des Mädchens. Für den Jungen wollte ich zunächst jemanden
aus meinem Dorf in der Osttürkei holen, der noch nie in einer Großstadt, geschweige denn
in Europa war. Wir haben uns drei Monate lang bemüht, ihn nach Österreich zu bringen,
er durfte aber nicht ausreisen. So begannen wir, für Veysel in Wien zu casten. Wir sind ja
Studenten und keine professionellen Caster, insofern war es erstaunlich, dass wir an
dreißig Wiener Schulen casten durften. Die Tatsache, dass mein Dokumentarfilm Kick
Off an vielen Schulen gezeigt worden war, hat mir dabei geholfen und Türen geöffnet.
Aus 800 Kindern haben wir die Darsteller für Veysel und Ana ausgewählt. Wie ich schon
vorher erzählt habe, haben wir Veysel dann in fünf bis sechs Wochen mit Abdulkadir
besetzt. Beim Mädchen war es schwieriger. Wir hatten einige in der engeren Wahl.
Es ging dann darum, wer die natürlichste Ausstrahlung und Schönheit hatte. Außerdem
musste sie mit Blicken arbeiten können, den sie hat auch nicht viel Text. Wir haben uns
dann alle in Milica verliebt, ich hoffe, im Kino wird es den Zuschauern genauso ergehen.
Für die Rolle des Bruders gab es auch mehrere Anwärter. Da haben wir in Jugendzentren
und Internetforen gesucht.

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