Tobias Moretti (Martin)

Tobias Moretti wurde in Tirol (Österreich) geboren und studierte zunächst Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Nach seiner Theaterausbildung an der Otto Falckenberg-Hochschule München wechselte er noch während seines ersten Engagements am Staatstheater Hannover zu Frank Baumbauer ans Residenztheater München. Inzwischen zählt Moretti zu den gefragtesten Darstellern im deutschen Sprachraum, und zwar sowohl auf der Bühne als auch bei Film- und Fernsehen.

Moretti war Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele und debütierte 1995 am Wiener Burgtheater. 2002-2005 war er im "Jedermann" der Salzburger Festspiele "Teufel" und "Guter Gesell". 2005 spielte er die Titelrolle in Grillparzers "König Ottokar" bei den Salzburger Festspielen und in der Inszenierung zum Jubiläum der Wiedereröffnung des Burgtheaters. Ferner hat er bereits mehrere Opern inszeniert, zuletzt Mozarts "La finta giardiniera" am Opernhaus Zürich (musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt).

Zu Beginn der 90er Jahre wandte sich Tobias Moretti verstärkt dem Medium Film und Fernsehen zu. Den Anfang machte Felix Mitterers "Piefke Saga". Nach einem Serienausflug folgten u.a. der Kinofilm "Workaholic" (1996, R: Sharon von Wietersheim), "Krambambuli" (1998, R: Xaver Schwarzenberger), "Todfeinde" (1999, R: Oliver Hirschbiegel), "Deine besten Jahre" (1999, R: Dominik Graf), " Die Nichte und der Tod" (1999, R: Peter Payer), "Cristallo di rocca" (R: Maurizio Zaccaro), "Tanz mit dem Teufel" (2000, R: Peter Keglevic), "Hexenherz" (R: Hartmut Schön), "1809 - Andreas Hofer" (R: Xaver Schwarzenberger), "Schwabenkinder" (R: Jo Baier), "The Return of the Dancing Master" nach dem Roman von Henning Mankell (R: Urs Egger), "Speer & Er" von Heinrich Breloer (als Adolf Hitler). In letzter Zeit stand er u.a. in den Kinofilmen "Der Liebeswunsch" nach Dieter Wellershoff (Regie: Torsten Fischer) und "42 plus" (R: Sabine Derflinger) vor der Kamera. Derzeit dreht Moretti in Thailand "Das Geheimnis der Schatzinsel" (R: Hansjörg Thurn).

Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen finden sich jene als Bester Schauspieler der Bayerischen Akademie der Künste, der Bayerische Filmpreis (1995), der Goldene Löwe (1996), die Silver Tulip (1997), der italienische Telegatto, der Bayrische Fernsehpreis (1999, 2004), der Grimmepreis (2000, 2002), sowie mehrmals die Romy. Im März 2006 wurde ihm für "König Ottokar" der Eysoldt-Ring der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste verliehen.

www.moretti.at

"Das war ein böses, ironisches, gutes Buch."

Tobias Moretti beschreibt Peter Krobath, worauf es ihm bei Filmprojekten ankommt.

PETER KROBATH: Sie sind ein viel beschäftigter Schauspieler. Warum haben Sie gerade diesen Film in Ihren engen Terminplan geschoben?

TOBIAS MORETTI: Es war ein böses, ironisches, gutes Buch, das Sabine Derflinger schon 2005 an mich herangetragen hat. Zur Realisierung ist es dann erst ein Jahr später gekommen. Mit Derflinger wollte ich sowieso schon mal arbeiten, und die Konstellation dieser vier Figuren in unserem Cast mit Claudia Michelsen, Ulrich Tukur und Petra Morzé als meine Frau wollte ich einfach machen. Mit Michelsen habe ich vor diesem Film noch einen anderen gemacht, also waren wir schon eingespielt.

Ihre Figur des Martin in 42plus ist ein arroganter Verführer, ein zynischer Hedonist. Hat er auch positive Seiten?

Er ist ein Typ, wie jeder von uns ihn kennt. Wir nehmen solche Leute als kulinarisch-charmant wahr, obwohl niemand näher mit ihnen zu tun haben will. Er ist so das Mittelmaß der optimalen Computersimulation eines Durchschnitts-Karrieristen. Man kann sich ihm schlecht entziehen, weil er sich die Dinge auf seine Art nimmt, und dadurch der Gegensatz zu Tukur ("Georg") ist.

Was treibt ihn an?

Der Genuss des Augenblicks, sein Spiegelbild, seine Schrankenlosigkeit. Er versucht immer wieder, das Spiel bis an die Grenze der Unverschämtheit zu treiben.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Dreharbeiten?

Prachtvolle. Eine tolle Zeit, wir haben hart gearbeitet, aber niemand hat es gemerkt. Wir haben herrlich getrunken und gegessen, wir hatten schönes Wetter und diesen unverfrorenen Vorteil von Arbeitenden in diesem italienischen Inselparadies.

Wie würden Sie Sabine Derflinger beschreiben?

Einfach, kompliziert, lustig, humorvoll, stur - aber wie!, mit einem unbeirrbaren beharrlichen Blick für das, was sie möchte, wohin eine Szene führt. Trotzdem aber in unserem Fall offen für all die Änderungen, die sich in so einer Konstellation wie der unseren ergeben.

Ist 42plus die tragische Form einer Komödie?

So kann man sagen.

Beschreibt 42plus eine Zeiterscheinung, oder geht die Geschichte doch über die Gegenwart hinaus?

Ich glaube, es ist eine Zeiterscheinung, es hat mit dieser Generation von Menschen zu tun.

Glauben Sie daran, dass man sich ein Leben lang lieben kann?

In the best case of the best case, I do.

Oder ist die Ehe doch ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Menschen noch mit 40 gestorben sind?

Das glaube ich keinesfalls. 40 ist das Ehe-Formtief, das es zu überstehen gilt.

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